Vom 26. bis 30. September 2021 fand die gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) e.V. und der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung (TMF) e.V. statt. Ursprünglich sollte diese Veranstaltung in Präsenz in Kiel durchgeführt werden und stand daher unter der Leitung von Prof. Dr. Björn Bergh (Tagungspräsident GMDS) und Prof. Dr. Michael Krawczak (Tagungspräsident TMF). Wegen der Corona-Pandemie wurde die Tagung jedoch – wie bereits 2020 – zu 100% virtuell abgehalten, in diesem Jahr allerdings mit erweiterten Live-Anteilen aus einem Konferenzstudio in den Räumlichkeiten des Kieler Instituts für Medizinische Statistik und Informatik.
Die Tagung wurde am Montagmorgen offiziell von Prof. Bergh, Prof. Krawczak und Prof. Dr. Alfred Winter (Präsident GMDS) eröffnet. Im Anschluss gab es ein Grußwort der schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Karin Prien und eine Rede des Vorstandsvorsitzenden des Universitäts-Klinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Prof. Dr. Jens Scholz, der dabei noch einmal die Wichtigkeit der Krankenhausdigitalisierung in den Vordergrund stellte.
Im Mittelpunkt der Tagung standen gemäß ihrem Motto „Digitale Medizin – Entdecken, Verstehen, Heilen“ die Themen Digitalisierung, Big Data, Künstliche Intelligenz und Robotics. In den 23 Vortragssessions und 15 Workshops aus den Bereichen Medizininformatik, Biometrie/Statistik, Epidemiologie und Public Health fand ein intensiver Austausch der über 670 Teilnehmer statt. Insgesamt 104 eingereichte Beiträge aus einem breiten Themenspektrum wurde in diesem Rahmen präsentiert; in der ePoster-Sektion konnten mehr als 50 spannende Posterbeiträge aus den unterschiedlichen Disziplinen eingesehen werden.
Besonders aktuelle Themen von breitem Interesse wurden in Form von Keynotes präsentiert. Zunächst gab Prof. Dr. Mirjam Kretzschmar (UMC Utrecht, NL) Einblicke in die mathematische Modellierung der Corona-Pandemie und stellte jüngste Erkenntnisse verschiedener Arbeitsgruppen vor. Jordan Everson Ph.D. (Vanderbilt University Medical Center, Nashville, USA) sprach über eigene Forschungserfolge auf dem Gebiet der „Evolving Strategies for Measuring Digital Health“ und zeigte dabei Möglichkeiten zur Verbesserung von Krankenhaus-Messsysteme auf. Am Dienstag ging es weiter mit Beiträgen von Professor Enrico Coiera (Macquarie University Sydney, AUS) über „Artificial Intelligence in Medicine – The Implementation Challenge“ und Prof. Dr. Jan Baumbach (Universität Hamburg) zu „Privacy-preserving Systems in Medicine“, der ein Federal Learning System vorstellte. Friedelm Leverkus (Pfizer Deutschland) referierte am Mittwochmorgen zur „Private-Öffentliche Kooperation bei der Forschung mit versorgungsnahen Daten“, wobei er u.a. auf die Missing-Data-Krise während der Corona-Pandemie einging. Am Abend überraschte Professor Raymond Ng (University of Britisch Columbia, Vancover) mit spannenden Erkenntnissen zu „Natural Language Understanding Tools for Clinical Documents“. Den letzten Beitrag leistete am Donnerstagmorgen Prof. Dr. Anne-Laure Boulesteix (LMU München) unter dem Titel „Eine Replikationskrise in der methodologischen computationalen Forschung?“. In den begleitenden Live-Talks vertieften die Tagungspräsidenten gemeinsam mit Prof. Winter, Prof. Schreiweis und weiteren Gästen die Inhalte der Vorträge.
Am Donnerstagnachmittag fand die Tagung mit einem Resümee durch Prof. Bergh, Prof. Krawczak, Prof. Schreiweis und Prof. Winter und einem musikalischen Beitrag der „GMDS Allstars“ einen gelungenen Ausklang.
Die Organisatoren danken allen Experten für die tollen Einblicke in ihre Forschungsbereiche. Der Bezug zu aktuellen internationalen gesundheitspolitischen Fragestellungen untermauerte einmal mehr eindrucksvoll die Relevanz der Themen von GMDS und TMF für die Medizin in Deutschland.